Die Fichte

"Ein Kind der Berge"

Picea abies

 

Die Gewöhnliche oder auch Gemeine oder Europäische Fichte (durch leicht rötliche Rinde auch "Rottanne") ist zwar bei uns in der Region nicht heimisch, sie ist aber durch die Forstwirtschaft der vergangenen Jahrhunderte oft vertreten, wenn auch mittlerweile eher durch ihre Abwesenheit dank notwendiger Abholzungen. Als Gebirgsbaum der Höhenlagen ist sie zahlenmäßig immer noch die stärkste Baumart in Deutschland und der häufigste Nadelbaum Mitteleuropas.
 Baum des Jahres 2017


Steckbrief

  • Größe & Alter: 25-50m hoch, bis zu 500 Jahre möglich, die Stockwerke zeigen den jährlichen Zuwachs an
  • Vorkommen & Standort: natürliches Vorkommen in süd- und mitteleuropäischen Gebirgen, Nordeuropa und Russland, in Höhenlagen über 800m, auf feuchten Böden in winterkalten Gebieten, ansonsten nur vereinzelt wild. Als Forstbaum auch in anderen Lagen kultiviert
  • Arten: 35-40 Fichten-Arten aus der Familie der Kieferngewächse (Pinaceae)
  • Hauptmerkmale: Kegelförmige Krone; 4-kantige, immergrüne Nadeln ca. 1-2,5cm lang und glänzend grün, steif und nach allen Seiten abstehend, stechend, charakteristischer "Fichtennadelduft", fallen sie einmal ab, verbleiben "Höcker" am Ast; Freistehend bis zum Boden bezweigt, eng beieinander wachsend, nur oben bezweigt; die Rinde ist braun und rundlich schuppig; als Flachwurzler durch Windwurf bedroht
  • Blüten & Früchte: ab einem Alter von ca. 30 Jahren, alle 3-4 Jahre männliche (deutlich kleiner), erst rote, später gelbliche Blütenstände und weibliche, ebenfalls rötliche, anfangs aufrechte Blütenzapfen (2-4cm) - meist im oberen Teil - von April bis Juni am gleichen Baum (einhäusig), 10-15cm hängende Zapfen, die im September heranreifen, die darin sich befindenden Samen fallen dann ab Februar heraus und keimen, der Zapfen fällt später im Ganzen ab
  • Geschichte: bei den Kelten, Germanen und Römern bedeutungsvoller Baum, Hildegard von Bingen und Paracelsus nutzten bereits die heilenden Eigenschaften bei Rheuma, Gicht und Erkältungen.

 

Mittelgroße, freistehende Fichte zwischen rötlichen Kiefernstämmen und mit Heidelbeersträuchern bedecktem Waldboden. Erster Schnee liegt leicht auf ihren Zweigen.
Einsame Fichte inmitten eines Kiefern-Heidelbeer-Haines am Marburger Rücken

Magie & Volksglauben

  • Symbolik: immergrüne Zweige waren Symbol der Fruchtbarkeit, Hoffnung und der Lebenskraft, daher wurde sie oft als Maibaum, zur Hauseinweihung und  später dann als Weihnachtsbaum eingesetzt
  • ein schützender Baumgeist soll in ihr wohnen
  • gleichzeitig in Märchen als düsterer, dichter Fichtenwald unheimlich & gruselig dargestellt
    (z. B. in Rotkäppchen, Hänsel und Gretel)

Heilkraft

  • Fichtenharz, Nadeln und Zapfen waren und sind wichtiger Bestandteil der Räucherheilkunde;
    desinfizierende, beruhigende, reinigende Wirkung
  • Harz für Öle und Salben bei Gliederschmerzen, Erkältungskrankheiten, Hexenschuss etc. - schleimlösend, entspannend; ein Badezusatz der Nadeln wirkt durchblutungsfördernd
  • Sirup aus den auch als "Maiwipfel" bekannten frischen Fichtenzweigspitzen bei Atemwegsinfekten, Vitamin C-Lieferant (den Waldbesitzer um Erlaubnis fragen, regionale Regeln beachten)

Verwendung 

 

  • als wichtiges Bauholz und Bestandteil der Papierherstellung (Zellulose) in Monokulturen ("Brotbaum der Forstwirtschaft") flächenweise angepflanzt; das Holz ist gleichmäßig hell, hat ausgeprägte Jahrringe und gute Festigkeit
  • Fichtenholz ist außerdem für den Bau von Saiteninstrumenten - z.B. Stradivari beliebt (enge und regelmäßig angeordnete Jahrringe von Berglandfichten - für bessere Klangentwicklung)
  • Gerbstoff "Lohe" in der Rinde für die Lederbearbeitung im Mittelalter
  • Herstellung von Lacken, Terpentin oder Kolophonium, Brauerpech - Versiegelung Fässer (daher auch der Name Pechtanne)

Weibliche Blüten von April-Juni
Weibliche Blüten von April-Juni

Verborgene Blüten & spätere Zapfen

Die weiblichen Blütenstände sind meist rötlich, selten hellgrün oder rosa und lassen schon deutlich den späteren Zapfen erkennen. Anfangs sind sie noch aufrecht und ca. 2-4cm groß. Sie sitzen eher im oberen Teil des Baumes, weshalb man sie auch seltener zu Gesicht bekommt. Am gleichen Baum reifen auch die männlichen Blüten heran, die aber wesentlich kleiner sind und eher hängen. Sie sind erst rötlich, später, wenn der Blütenstaub austritt werden sie gelblich. Der Blütenstaub wird durch den Wind verteilt und bestäubt allerdings meist nicht die eigenen weiblichen Blüten, sondern die anderer Bäume. Boden und Luft werden in dieser Zeit von gelben Wolken durchzogen, wie man es auch von den Kiefern kennt.

     

Fichtenblüten zählen für mich zu den verborgenen Baumwundern und haben daher einen Platz in meinem Kalender gefunden.

Männliche Blüten zur gleichen Zeit
Männliche Blüten zur gleichen Zeit


Fichten unterscheiden

Lange Zeit kannte ich den Unterschied zwischen Tannen und Fichten auch nicht. Für mich waren sie ziemlich ähnlich. Schaut man sich die beiden Baumarten jedoch mal genauer an, kann man deutliche Unterschiede erkennen: Die Zapfen der Tanne sitzen aufrecht an ihren Trieben, zudem fällt ein Tannenzapfen nicht runter - er zerfällt bereits auf dem Weg nach unten in seine einzelnen Samen. Die Nadeln der Tannen piksen nicht und haben zwei bläulich weiße Längsstreifen auf der Unterseite. Der Stamm ist heller und rechteckig geschuppt (Weiß-Tanne) und mit dem Alter bilden sie eine flachere Krone.

 

Die Fichte sticht, die Tanne nicht!


Mögliche Verwechslungen ansonsten mit der Douglasie: die weichen Nadeln riechen beim Zerreiben nach Orange, kleinere Zapfen mit zipfeligen Schuppen


Fichten und Pilze

Viele Pilze sind von Fichten abhängig, sie bilden eine Gemeinschaft (Mykorrhiza), um gegenseitig Nährstoffe auszutauschen.

Oder bedeuten eben das Ende eines Baumes. Eigentlich ist dies ein natürlicher und wichtiger Prozess im Ökosystem des Waldes. Für den wirtschaftlichen Aspekt, wenn bspw. durch Bräunfäule ganze Fichten-Monokulturen zerstört werden, ist dies natürlich alles andere als erfreulich.

 

Auf herabgefallenen Fichtenzapfen siedeln sich gerne die Mini-Becher des Fichtenzapfen-Becherlings an oder die winzigen Schirmchen des Fichtenzapfenrüblings.
Zu den Füßen von Fichten fühlen sich Steinpilze und Fliegenpilze wohl. An der Rinde lebender Fichten oder an abgestorbenen Baumstümpfen findet man oft den Rotrandigen Baumschwamm "Fichtenporling" , dessen "Befall" zu Braunfäule führt. Das Leben dieses Baumes wird enden, der Pilz bereitet aber gleichzeitig eine neue, leichter zugängliche Nahrungsquelle für andere Waldbewohner vor - die Insekten.



Fichten in und um Marburg

Naturdenkmal von Marburg
Die große Fichte am Wilhelmsbau des Landgrafenschlosses

Bis vor Kurzem habe ich diesen markanten Baum nicht einmal bemerkt. Seitdem mir die Listen mit den Naturdenkmälern im Landkreis in die Hände fielen, fällt sie mir sofort ins Auge, wenn ich zum Schloss blicke, wie um mich zu vergewissern, dass sie nicht plötzlich weg ist. Sogar von Weitem ist sie zu erkennen. Wie eine markante Säule oder ein zusätzlicher Turm blickt sie stolz an der Seite des Schlosses aufs Tal hinab. 

 

 


Die Fichte am Landgrafenschloss

Fichten im Freistand am Behring-Mausoleum

Fichten in Monokultur am Marburger Rücken



Das Fichten-Problem

Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts wurde ein großer Teil unserer Wälder wegen des hohen Holzbedarfs wie zur Gewinnung von Holzkohle, der Herstellung von Glas & Papier, und natürlich für Bauholz, heruntergewirtschaftet. Um schnell Nachschub zu bekommen, und da Fichtenholz so oder so sehr begehrt war, begann man Fichten in Monokulturen anzupflanzen. Denn sie waren schnellwüchsig und fürs Erste anspruchslos. Auch durch die beiden Weltkriege ist der Bedarf stark angestiegen.
Das Problem begann aber schon damit, dass die Fichte eigentlich in höheren Gebirgslagen zuhause ist. 

Die Klimaerwärmung tut der sonst feuchte und kühlere Lagen bevorzugenden Fichte alles andere als gut.
Reine Fichtenbestände fördern zusätzlich Schädlingsbefall wie den Borkenkäfer oder Rotfäule.
Da sie auch noch Flachwurzler ist, ist sie anfälliger für Stürme.
Das herabfallende Fichtenstreu zersetzt sich sehr langsam und schlecht, was zudem zu einer Boden-Versauerung führt. Man kann selbst sehen, dass in Fichten-Monokulturen sonst kaum etwas darunter wächst.

 

Schon 1921 sagten Forstleute selbst:

„Willst du den Wald bestimmt vernichten, pflanze nichts als reine Fichten!”



Die Fichte im Winter


Quellen:
Der Kosmos Baumführer Europa, Margot und Roland Spohn, Franckh-Kosmos-Verlag, Stuttgart
"Was blüht denn da?", Spohn, Golte-Bechtle, Franckh-Kosmos-Verlag, Stuttgart, 60. Auflage, 2021

www.waldwissen.net

www.baum-des-jahres.de


Kommentare: 10
  • #10

    Magisches Marburg (Montag, 05 August 2024 12:19)

    Hallo Anja,
    als ich es das letzte Mal überprüft habe, war der Markt noch angekündigt. Dann haben sie ihn wohl für dieses Jahr leider wieder abegesagt. Danke für den Hinweis.
    Liebe Grüße

  • #9

    Anja Michel (Sonntag, 04 August 2024 21:55)

    Findet der mittelaltermarkt am 7./8.9. in Marburg dieses Jahr statt?
    Ich habe im Internet widersprüchliche Informationen gefunden.
    Viele Grüße, Anja

  • #8

    Anise (Freitag, 23 Februar 2024 21:52)

    Wow, breathtaking vibes and Spots Full of Energy.
    Keep up with the good work..
    See you soon


  • #7

    Victoria lavinn (Mittwoch, 06 Dezember 2023 18:07)

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  • #6

    Andreas Matusch, Marbach (Montag, 26 Dezember 2022 18:34)

    Glückwunsch zu dieser Sammlung dramatisch schöner Fotos unserer Dramatisch schönen Märchenlandschaft direkt vor der Haustüre in Preisverdächtiger Webseitengestaltung. Diese Natur- und Kulturschätze, die Fülle des Lebens darin gilt es zu erhalten und zu verteidigen. Dafür kämpfen viele andere seit Jahrzehnten, ich seit nunmehr 13 Jahren mit zunehmend professioneller Bauverhinderung. Ihre Bilder zeigen - es Lohnt sich, es war richtig so.

  • #5

    VIBE (Montag, 28 November 2022 11:39)

    die Bestellung hat super schnell und reibungslos geklappt !

  • #4

    Sina (Dienstag, 08 November 2022 14:38)

    Wow!!!
    Das ist so eine tolle Homepage und lässt Marburg in ganz neuen Farben erstrahlen!
    Ich freue mich schon auf den Schmuck! :-)
    Viele liebe Grüße

  • #3

    Inari (Donnerstag, 08 September 2022 15:42)

    danke für die kurzweil, dabei länger Geblieben als gedacht. !
    Jetzt auch wieder auf dem weg.

  • #2

    Heimdall (Mittwoch, 27 April 2022 21:28)

    danke für den magischen Austausch.

  • #1

    Hekate (Mittwoch, 27 April 2022 12:39)

    Auf der durchreise Rast bei dir gemacht.