Im Gegenteil zu vielen anderen im Winterschlaf liegenden Gehölzen strahlt die Stechpalme voller Energie im lichter gewordenen Winterwald. Im sonst so grünen Wald mag einem der auch Ilex genannte Strauch oder Baum kaum auffallen. Um auf sie aufmerksam zu machen und als Zeichen, dass man sich an dem sich erholenden Bestand erfreut, wurde die Stechpalme zum Baum des Jahres 2021 gekürt.
Sie ist ein bedeutungsvolles Gehölz der Weihnachtszeit, ein immergrüner Laubbaum und in unseren europäischen Graden seit über zwei Millionen Jahren zuhause. Sie ist nicht nur graziös in ihrem Erscheinungsbild, sie wurde bereits von unseren Vorfahren aufgrund ihrer dornigen Blätter als Schutzpflanze verehrt. Auch der beliebte englische Vorname "Holly" geht auf die große Bedeutung dieses Baumes zurück.
Steckbrief
Magie & Volksglauben
Heilkraft
Verwendung
Da die Stechpalme sehr selten geworden ist, kann man sich über jedes einzelne wilde Exemplar freuen, das man findet. Als erstes entdeckte ich ein schönes Exemplar integriert in einen offenen Kiefernwald nahe des Marienhäuschens zwischen Wehrda und der Marbach.
Mittlerweile habe ich in diesem Waldgebiet schon 3 Sträucher gefunden.
In der Marburger Oberstadt findet sie sich hier und da als Zierde in den Vorgärten. Zwei besonders schöne und große Exemplare lassen sich vom lutherischen Kirchhof aus bewundern.
Die Stechpalme kann entweder als Baum oder Strauch auftreten. Dies ist abhängig von den jeweiligen Lichtverhältnissen an ihrem Standort. Je mehr Licht und Platz sie hat, desto größer wird sie. Ihre Seitenäste sitzen meist waagerecht an verzweigten Stämmchen, die parallel zum Hauptstamm wachsen. Ihre kegelförmige Erscheinung trägt immergrüne stachelige, ledrige, glänzende Blätter, die weiter oben immer weniger Stacheln aufweisen. Stechpalmen sind zweihäusig, es müssen zur Fortpflanzung also immer männliche und weibliche Exemplare in der Nähe sein. Die Blüten im Mai und Juni sind weiß mit rosa oder gelblichem Schimmer und sitzen in den Blattachseln. Ab Juli bilden sich grüne Steinfrüchte, die sich im Herbst zu den roten giftigen Beeren entwickeln. Meist überdauern sie den ganzen Winter und sind eine wertvolle Notfall-Nahrung für Vögel, die sie auch nur in Ermangelung anderer Beeren verzehren.
In Westeuropa existiert sie seit zwei Millionen Jahren. Jeglichen Klimaveränderungen hat sie sich im Laufe der Zeit immer wieder angepasst, um fortzubestehen. Sie bevorzugt jedoch Lagen mit milden Wintern und feuchten Sommern. Dadurch wächst sie hauptsächlich im atlantischen Klima Westeuropas, aber auch in den Alpen über den westlichen Balkan bis in den Kaukasus und Nordafrika. In Deutschland existiert sie entlang einer Diagonalen - vom Nordwesten bis in den Südosten. Sie gedeiht hier meist im Schutz höherer Bäume in Strauchform, im Schwarzwald findet man aber auch zahlreiche hohe Exemplare.
In Großbritannien bildet sie auch große freie Bestände.
Dank des Artenschutzes und der milderen Winter breitet sei sich auch hierzulande wieder mehr aus. Sie nutzt den offenen Wald im Winter für ihre Fotosynthese.
Die dickste Stechpalme Deutschlands mit 3m Durchmesser steht ganz in der Nähe im hessischen Braunfels und ist ca. 270 Jahre alt.
In Deutschland kam sie im 19. Jahrhundert in der Weihnachtszeit regelrecht in Mode. Dies führte dazu, dass sie in Unmengen geerntet, abgeholzt und sogar exportiert wurde. Um dem Einhalt zu gebieten und ihr Bestehen zu sichern, wurde sie 1935 unter Naturschutz gestellt. Seitdem ist schneiden, ernten, ausgraben etc. streng verboten. Daher ist sie hier aber leider auch zunehmend in Vergessenheit geraten.
Bereits im alten Rom verehrte man diese Pflanze, da sie dank ihrer immergrünen Erscheinung ein Symbol für ein ewiges Leben und Fruchtbarkeit darstellte. Für die Kelten spiegelte sie Liebe und Hoffnung wider und gab ihnen aufgrund der Dornen Schutz vor allem Bösen.
Früher wurde mit Bündeln von Stechpalmenzweigen Ruß, aber wohl gleichzeitig böse Geister, aus dem Kamin gefegt.
Die Stechpalmenzweige symbolisieren die Dornenkrone Christi und die Beeren seien seine Blutstropfen.
Vielen englische Weihnachtslieder greifen die Stechpalme auf, wie in "The Holly and the Ivy" als Jesus und Maria.
Sogar in unseren Fantasiewelten bekommt die Stechpalme ihren Auftritt. Harry Potters Zauberstab ist aus Stechpalmenholz gefertigt und bei Herr der Ringe ist das Land Hulsten nach der Stechpalme benannt, die dort vorkommt.
Quellen:
"Das große Buch der Heilpflanzen", Pahlow, München, 1993
Der Kosmos Baumführer Europa, Margot und Roland Spohn, Franckh-Kosmos-Verlag, Stuttgart, 2022
Rudolf Fenner, Baum des Jahres - Dr. Silvius Wodarz Stiftung | Bockum 3 | Rehlingen | www.baum-des-jahres.de