Moose und Flechten sind zusammen mit den Farnen bereits seit Urzeiten auf der Erde. Das belegen Fossilienfunde von vor Millionen von Jahren. Im Frühling und Sommer nimmt man diese Welt zwischen den anderen vielen Grüntönen und Farben leider manchmal gar nicht wahr, doch sie sind immer da.
Wenn man mal genauer hinschaut, sieht man eine scheinbar eigenständige Welt voller Faszination. Früher verstand man nicht, wie sie sich ohne Blüten vermehren konnten und das schrieb ihnen mystische Kräfte zu. Auch sie sind bereits seit jeher als Heilpflanzen für uns im Einsatz. Heute verwendet man nur noch einige wenige Arten mit Vorsicht. Denn einige sind giftig oder geschützt.
Im Marburger Land gibt es eine große Zahl verschiedenster Arten der drei Kategorien zu bestaunen. Schaut Euch mal genauer um und geht gezielt auf die Suche, dann werdet Ihr diese kleinen Wunder entdecken. In den einzelnen Kategorien, werde ich Euch dazu einige Beispiele nennen.
Bryophyta
Die meisten Moose benötigen kaum Licht, aber sehr viel Wasser, welches sie in großer Menge speichern können und so den Wasserhaushalt der Landschaft im Gleichgewicht halten. Andere kommen mit ganz wenig Wasser aus. Sie sind wichtig für das Mikroklima und viele kleine Lebewesen im Wald.
Es ist ein wunderschönes Gefühl, Moos zu berühren oder darüber mit flüsterleisen Schritten zu laufen.
Früher polsterte man mit Moos Kissen und Matratzen oder dämmte die Häuser.
Einen mystischen Charakter erzeugen sie mit der Vorstellung einer Lebenswelt kleiner Feen und Waldgeister. Aus der Nähe betrachtet, bestehen die kuschelweichen Polster aus kleinen Miniaturbäumchen, unter denen es fröhlich umherkrabbelt.
Lichenes
Sie sind eine Symbiose aus Pilzen und Algen. Die widerstandsfähigen Flechten wurden damals zur spirituellen Haus- und Hofreinigung verwendet. Oder als Tee oder Umschläge verwendet. Der noch bekannteste Vertreter dieser Art ist das "Isländisch Moos". Heute sind sie verlässliche Zeigerpflanzen für saubere Luft. Daher trifft man sie in luftverschmutzten Innenstädten auch seltener an.
Besonders aus der Nähe betrachtet zeigen sich bei Flechten eine faszinierende Arten- und Formenvielfalt. Oft sind viele verschiedene Sorten auf einem abgestorbenen Baumstumpf zu finden.
Im Winter stechen die gelben Flechten besonders hervor,
da sie so gut wie die einzigen farblichen Akzente in der Natur sind.
Durch eine Vielzahl an Flechten an einem Ort, entstehen eigene magische Orte.
Pteridopyta
Insbesondere um die Farne ranken sich viele Mythen und Sagen. Man glaubte, dass sie nur einmal im Jahr in der Johannisnacht (23.-24. Juni) "blühen". Der Samen, der dann auf die Erde fällt, sollte helfen, Schätze zu finden oder sogar unsichtbar zu machen.
Farne symbolisierten den Eingang zur Elfenwelt.
Sie bevorzugen feuchte und schattige Standorte und man sagt, dass sie sogar besser über Wasseradern wachsen. Man kann einige Arten auch wunderbar in schattigen Ecken des eigenen Gartens ansiedeln - zusammen mit Moosen entsteht so eine eigene kleine Zauberwelt.
Zur Verwandtschaft der ohnehin schon faszinierenden bekannteren Farne (Hirschzunge, Adlerfarn, Frauenfarn-Arten usw.) zählen u.a. auch die geschützten und giftigen Bärlappe mit ihrer eigenen magischen Bedeutung und die Schachtelhalme, von denen der Ackerschachtelhalm - auch Zinnkraut genannt, sehr heilkräftig ist.
Die Farne sind die Nachkommen der riesigen Baumfarne aus der Urzeit. Sie vermehren sich über Sporenbildung.
Unsere Pilze haben im Herbst ihren großen Auftritt. Besonders nach anhaltendem Regen sprießen sie überall aus der Erde. Mit ihrer geheimnisvollen Lebensweise haftet ihnen seit jeher ein mystischer Charakter an.
Ihre oberirdische Erscheinung ist seit ewigen Zeiten bekannt. Doch damals galten sie als "Teufelszeug", weil sich keiner ihr plötzliches Erscheinen über Nacht erklären konnte. Sie galten als Werk dunkler Mächte.
Buchquellen:
"Farne, Moose, Flechten", Prof. Dr. Hans Martin Jahns
"Urpflanzen. Kraft, Magie und Weisheit alter Heilpflanzen.", Renato Strassmann
"Das große Buch der Heilpflanzen", Pahlow, München, 1993