Die Kleine oder Gewöhnliche Braunelle ist Blume des Jahres 2023 - obwohl sie auch eine alte Heilpflanze ist, steht das dieses Mal nicht im Vordergrund. Diesen Platz hat dieses Jahr die Weinrebe erhalten.
Die Braunelle zählt zu den Lippenblütlern, wie auch die vielfach bekannteren Thymian, Basilikum oder der Gundermann.
Auf den ersten Blick so unscheinbar und klein, dass man leicht und bestimmt auch mehrfach auf sie drauf getreten ist, lugt sie doch anmutig und voller Lebenskraft & Lebensfeuer hervor. Tritte, Viehbiss und Rasenmäher stören sie eigentlich nicht, es aktiviert ihre Selbstheilungskräfte und lässt sie umso stärker wiederkommen. Nicht umsonst heißt sie im Englischen "Heal-all", denn wenn sie sich selbst so gut heilen kann, kann sich der Mensch diese Eigenschaft auch zu Nutze machen.
Allerdings ist ein ständiges Mähen, der Rückgang ihrer ursprünglichen Lebensräume durch Unkrautbekämpfung und erhöhten Stickstoffgehalt im Boden durch zu häufiges Düngen, eine konkretere Gefahr für sie. Dort wird sie von stickstoffliebenden Pflanzen wie der Brennnessel und dem Ampfer verdrängt. Noch gilt sie nicht als gefährdet, man bezeichnet ihren Fall und den vieler anderer Wildpflanzen als "schleichenden Artenverlust". Hierfür steht die Braunelle dieses Jahr stellvertretend als Blume des Jahres.
In der Kosmetikindustrie werden ihre Wirkstoffe gegen ultraviolette Strahlung eingesetzt.
In der Wissenschaft wird ihre Wirkung bei Hyperaktivität und Lernschwäche, Aids, Tuberkulose, Herzkreislauf etc erforscht. Besonders populär ist sie in Asien und wird in der Traditionellen Chinesischen Medizin angewendet.
Um die Braunelle als Salatbeigabe zu verzehren, erntet man die Blätter vor der Blüte. Während der Blütezeit kann man die Blütenköpfe natürlich auch noch vor allem als dekorative Beigabe verwenden.
Für heilende Zwecke erntet man sie am besten samt ihrer Blüten und setzt z.B. eine Salbe oder eine Tinktur an.
Mit einer Größe von nur 5-30 cm und Blüten von 0,7-1,6 cm ist sie relativ klein und wird leicht übersehen - die Kleine Braunelle. Die lilafarbenen Lippenblüten sind an der unteren Lippe gezahnt, der obere Teil ist gewölbt. In braunen Kelchen an kopfigen Quirlen blühen sie von Juni-September mancherorts auch bis in den Oktober. Der Blütenstand sitzt oberhalb des ersten Blattpaares. Die Blätter sind gegenständig und leicht gewellt und teils behaart an kriechenden Trieben.
Sie verbreitet sich durch klebrige Schleuderfrüchte, die bei Regen durch die fallenden Tropfen aus den Kelchen rausgeschleudert werden.
Zu ihren wertvollen Eigenschaften zählt auch ihr Nektar- und Pollenreichtum für Hummeln und andere Wildbienen, sowie einigen Schmetterlingen (z.B. Mauerfuchs, Raps-Weißling, Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling). Gleichzeitig ist sie Raupenfutterpflanze für die Braunelle-Zwergminiermotten und die Raupen des Magerrasen-Perlmuttfalters.
Quellen:
"Was blüht denn da?", Spohn, Golte-Bechtle, Franckh-Kosmos-Verlag, Stuttgart, 60. Auflage, 2021