Glechoma hederacea
Man kennt ihn auch unter der Bezeichnung "Gundelrebe" und natürlich vielen weiteren Spitznamen, denn er hat sich seit Jahrhunderten durch seine vielseitige Heilkraft einen Namen gemacht. Auch
wenn er mit der Zeit fast in Vergessenheit geraten ist, erfreut er sich mittlerweile wieder wachsender Beliebtheit.
Seinen Namen erhielt er durch das alte Wort "Gund", was Eiter bedeutet und somit auf seine ursprüngliche Hauptanwendung - Behandlungen der Haut - hinweist.
Dass in so einem kleinen Pflänzchen solche Kräfte schlummern, und er auf eine lange Geschichte voller Rituale & Zauber zurückblicken kann, gibt ihm einen sehr geheimnisvollen & mystischen Charakter.
Der Gundermann oder die Gundelrebe gehört zur Familie der Lippenblütengewächse (Lamiaceae).
Er ist ein flachwurzelnder Bodendecker und wird bis zu 30cm groß. Die Stängel sind kriechend oder aufsteigend und manchmal purpurn gefärbt. Die lilafarbenen Blüten weisen die typische Lippenblütler-Form auf und sind ein beliebtes Anflugziel für Wildbienen.
Er riecht angenehm würzig.
Er besiedelt gerne Auwälder, feuchte Laubwälder, Mischwälder & Nadelforste. Er wächst gerne in Hecken und an Zäunen. Auch auf feuchten Wiesen fühlt er sich sehr wohl; er liebt feuchten, stickstoffhaltigen Boden, und kommt meist in Gruppen vor.
Sehr häufig ist er in Mitteleuropa anzutreffen, aber auch weltweit vertreten.
Wenn Ihr ihn nicht gerade als Gast im Garten findet, muss man eigentlich nicht lange suchen, bis er sich einem präsentiert.
Zum Beispiel erstreckt sich oben auf den Lahnbergen geradezu ein "magischer Gundermann-Pfad".
Der geheimnisvolle Weg befindet sich auf der Ostseite der Lahnberge in der Nähe von Ginseldorf.
Der immergrüne Gundermann ist relativ anspruchslos und wächst fast überall. Das Kraut eignet sich perfekt, um dunkle & feuchte Ecken aufzuwerten. Man kann sich dabei auch gut am Efeu orientieren. Er rankt jedoch sehr stark und nimmt gerne den ganzen Garten ein. Wer keinen ganz so wilden Garten wünscht und ihn etwas im Zaum halten möchte, pflanzt ihn in Hängeampeln oder schneidet die langen Ranken regelmäßig ab, da aus ihnen viele Ableger hervorgehen. Somit könnt Ihr dann nach Lust und Laune die zahlreichen Rezepte ausprobieren.
Kaum eine andere Pflanze hat so viele Spitznamen erhalten wie der Gundermann.
Einige volkstümliche Namen weisen direkt auf ihre Entstehung hin:
Donnerrebe, Donnerkraut, Engelskraut, Gewitterblume
Soldatenpetersilie
Zu Kriegszeiten wurde Gundermann gerne als gesunde & leckere Beigabe in der Feldküche genutzt, da er einen hohen Vitamin-C Anteil besitzt und an vielen Stellen zu finden ist, wenn gerade
Mangel herrschte.
Erdhopfen, Gartenhopfen, gill-over-the-ground
(gill = franz. „Bier fermentieren“)
Bis zur Einführung des Reinheitsgebots 1516, nutzte man neben zahlreichen anderen „Bierkräutern“ bevorzugt den Gundermann zum Bierbrauen – besonders in England.
Dies war natürlich seinen wundervollbringenden, heilenden und schmackhaften Eigenschaften zuzuschreiben. Der durch die Mönche fürs Bierbrauen entdeckte Hopfen löste den Gundermann ab und seine Biergeschichte geriet in Vergessenheit.
Weitere Volksnamen sind:
Blauhuder, Buldermann, Erdefeu, ErdkränzL, Grundrabkraut, Grundrebenkraut, Grundrebli, Guck durch den Zaun, Gundam, Gundelkraut, Gundelrieme, Gundelse, Gunelreif, Gutermann, Guttermannskraut,
Hederich, Heilrauf, Heilreif, Huder, Huderich, Kranzkraut, Maßhold, Silberkraut, Steinumwickler, Stinkender Absatz, Totenkraut, Udram, Udrang, Wildes Katzenkraut, Zaungucker, Zickelskraut,
Zickelskräutlein, Zieckelkräutchen...
Englisch: "ground ivy", "gill-over-the-ground", "creeping charlie"
Ab April – zu Beginn der Blütezeit kann der Gundermann (Blüten und Blätter) gesammelt werden. Wenn ab Ende Juni die Blüten verblühen, können trotzdem noch die Blätter geerntet werden. Das Wetter muss nicht unbedingt sonnig, aber trocken sein.
Ernte:
Es werden einfach die ganzen Triebe abgeschnitten. Das geht am besten mit Keramikmesser oder -schere. Wie auch das spätere Verarbeiten. (Keramik kann nicht mit den enthaltenen Säuren reagieren.)
Beachtet ansonsten meine allgemein zusammengestellten Sammeltipps .
Auf den ersten Blick kann der Gundermann mit dem kriechenden Günsel, der ähnliche Blüten hat und von weitem einen ähnlichen Auftritt hinlegt, verwechselt werden. Oder mit der Knoblauchsrauke, die nach ihrer weißen Blütezeit das restliche Jahr ähnliche Blätter präsentiert.
Falls Ihr ihn nicht direkt verarbeiten könnt, schaden ihm auch einige Stunden in Wasser gestellt nicht. Ähnlich wie bei Petersilie oder Schnittlauch.
Zuerst breitet ihr die Gundermann-Triebe auf Küchenpapier aus, um kleine Tierchen wegkrabbeln zu lassen. Auch hier gilt: Nach Möglichkeit am besten nicht mehr waschen. Wenn ihr ihn z.B. im eigenen Garten geerntet habt und er sicher vor jeglicher Verunreinigung war. Nun könnt ihr ihn direkt frisch verarbeiten. Je nach Rezept wird das gesamte Kraut mit oben beschriebenem Keramikwerkzeug klein geschnitten.
Trocknen von Gundermann:
Die Triebe locker auf ein Trocknungsgestell –
z. B. selbstgebastelt aus einem feinmaschigen Netz und Ästen - schichten. Wichtig ist dabei immer eine gute Luftzirkulation. Das Gestell sollte nicht direkter Sonne ausgesetzt sein, besser im Schatten oder drinnen.
Erst vollständig getrocknete Kräuter in fest verschließbare Glasgefäße füllen.
Der kleine Gundermann ist eine wirkliche Bereicherung beim Kochen, im Garten, und in der Hausapotheke.
Kulinarisch: Schokolierte Gundermannblätter, Bestandteil von Frühlings-Salaten, als Suppe (Empfehlung von Hildegard v. Bingen bei Erschöpfung)
Heilend: entzündungshemmende Salbe
Kosmetisch: Öl bei unreiner Haut
Dekorativ: Gundermann-Kranz
Hinweis: Der Besuch dieser Seite ersetzt nicht die Beratung eines Arztes oder Apothekers.
Buchquellen:
Wolf Dieter Storl, 2000, Heilkräuter und Zauberpflanzen, 12. Auflage, Aarau
"Das große Buch der Heilpflanzen", Pahlow, München, 1993
"Wickel, Salben & Tinkturen", Arnold Achmüller, Bozen, 2016