Calluna vulgaris
Auch bekannt als "Besenheide" oder "Erika". Bislang oft unterschätzt in seiner Schönheit und Heilkraft - auch meinerseits. Was viele nur von der Herbstbepflanzung aus Großmutters Garten kennen, wächst natürlich auch in unseren Wäldern, Heiden und Moorlandschaften und ist nicht nur ökologisch von Bedeutung, sondern hat auch heilende Kräfte. Nicht zu vergessen, ist seine magische, mittelalterliche Vergangenheit.
Verwendung im Mittelalter
Neben der Verwendung als Heilpflanze für Beruhigungs- und Entgiftungsmittel, war sie ein beliebtes Mittel zum Färben der Kleidung. Mit ihr konnte man olivgrün bis gelb herstellen.
Aus den von den Schafen übrig gelassenen Zweigen wurden Besen gefertigt.
Daher auch die andere Bezeichnung "Besenheide". Das regelmäßige notwendige Ausdünnen der Pflanze wurde als Streu für die Tiere im Stall oder als Dächerbedeckung verwendet.
Das Heidekraut zählt zur Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae), die etwa 4000 Arten umfasst.
Es wächst als Strauch ca. 60cm hoch und kann bis zu 45 Jahre alt werden.
Es trägt sehr kleine feine Blüten in zartrosa bis hellvioletter Farbe an feinen Trieben. Dachziegelartige kleine, immergrüne Blätter sitzen an ihnen. Die älteren Stängel können bis zu 1 m lang werden und verlaufen flach am Boden.
Das Heidekraut gilt als ein hervorragender Bienenmagnet und eine wichtige Sammelquelle für Insekten bis in den Herbst hinein.
Es kommt wild in Mittel- und Nordeuropa, Nordafrika und dem östlichem Nordamerika vor. In Sumpf-, Moor- und Heidelandschaften, an Berghängen und in Kiefern- und Lärchenwäldern fühlt es sich am wohlsten.
Hier im Marburger Land hat das wilde Heidekraut einige Orte, die es gerne besiedelt. In einem seiner bevorzugten Standorte, den Kiefernwäldern, findet Ihr es bspw. im Wald zwischen der Marbach und Wehrda. Verschiedene Arten sind zudem im Neuen Botanischen Garten angelegt worden.
Bekannte Landschaftsbeispiele sind auch die Lüneburger Heide oder die Heidelandschaften in Schottland.
Im eigenen Garten lässt sich das Heidekraut aus Samen ziehen und benötigt einen feuchten und sauren Boden an sonnigem Standort. Am besten gedeihen sie in größeren Gruppen gemeinsam.
Nach der Blüte sollten die Pflanzen um ein Drittel zurückgeschnitten werden.
Ansonsten haben viele Gärtnereien & Geschäfte spätestens ab dem Frühherbst eine große Anzahl an verschiedenen, bunten Heidekraut-Hybriden, die sich natürlich zum Pflanzen und Dekorieren eignen, aber ohne Heilkraft sind.
Für eine ganzjährige Kultivierung werden sie bereits im April oder Mai gesetzt.
Magie & Volksglauben
Pflanze des Übergangs zwischen Sommer und Winter
Mythologisch betrachtet, spielte die Besenheide besonders ihrer Farbe wegen, eine wichtige Rolle.
So stand die rötliche Farbe in Verbindung mit etwas Negativem, wie dem Tod, Verhexung, Leid usw.
Es würde zudem in Landschaften wachsen, wo einst Kriege stattfanden
und es das Blut gefallener Krieger aufgenommen habe. In ihrer Funktion als Schwellenpflanze zwischen Leben und Tod und als Grabwächter wird sie heute noch auf Friedhöfen als Grabbepflanzung verwendet.
Die seltenere weiße Farbe galt dann als Glücks- und Schutzsymbol. Träume und Wünsche würden sich erfüllen, wenn man sich weiße Triebe unter das Kopfkissen legte.
Die Blüten der wilden Heide werden im Spätsommer geerntet und direkt frisch verwendet oder in Büscheln zum Trocknen aufgehängt. Man könnte auch direkt die Blüten von den Trieben rebeln.
Das Wetter sollte dazu trocken sein.
Beachtet ansonsten meine allgemein zusammengestellten Sammeltipps.
Die Blüten sind jedoch auch in den meisten Apotheken erhältlich.
Nach Möglichkeit nicht mehr waschen. Wenn ihr es z.B. im eigenen Garten geerntet habt und es sicher vor jeglicher Verunreinigung war. Es kann direkt frisch verwendet oder in Büscheln zum Trocknen aufgehängt werden.
Erst vollständig getrocknete Kräuter in fest verschließbare Glasgefäße füllen.
Abgesehen von der wild wachsenden Besenheide in unseren Wäldern, eignet sich die Glockenheide auch besonders gut für Dekorationszwecke oder zur Aufwertung von Geschenkverpackungen.
Volksmedizinisch wird nur die Wildform verwendet.
Eine Überdosierung des Tees sollte vermieden werden, da er Magenschmerzen verursachen könnte. (Max. 3 Tassen pro Tag über 4 Wochen)
Heilend: Tee für Umschläge bei Ekzemen, zur Blutreinigung, bei Rheuma, Gicht, zum Einschlafen (in Verbindung mit Honig) und bei Harnwegserkrankungen; Tinktur oder Salbe bei Hauterkrankungen; Blüten als Badezusatz zur Beruhigung und Entspannung
So macht Ihr den Tee: 1-2 TL Heidekraut/1 TL Heidekrautblüten mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 10 min ziehen lassen. Max. 2 bis 3 Tassen lauwarm pro Tag genießen.
Kulinarisch: Heideblütenhonig
Dekorativ: siehe Bild, denn die Blüten behalten auch getrocknet ihre Farbe und bleiben wunderschön.
In tiefem Wald, in einem sich plötzlich öffnenden lichten Kiefernhain, zwischen Heidelbeeren und Weißmoos, wachsen die Blüten der Besenheide.
Schüchtern lächeln sie uns vom Boden entgegen.
Hinweis: Der Besuch dieser Seite ersetzt nicht die Beratung eines Arztes oder Apothekers.
Buchquellen:
"Das große Buch der Heilpflanzen", Pahlow, München, 1993
" Kräuterbibel - Kräuterporträts, Kochrezepte, Pflanztipps und Heilkunde", Jennie Harding, Köln, 2017